Jahr: 2017

Menschenskinder.

Ja, ich weiss, ich sollte nicht vergleichen. Ich sollte den Klitzekleinen niemals mit anderen Kindern in seinem Alter vergleichen, nicht schauen was andere Kinder schon alles können und er nicht. Ich sollte dankbar sein. Glücklich sein, dass er überlebt hat, dankbar sein, für das was wir haben, wie gut es uns und ihm geht und wie toll er sich entwickelt hat bisher.  Ja, das bin ich. Glücklich, unendlich dankbar und stolz. Auf ihn, auf mich, auf uns als Paar und stolz auf unsere grossen Kinder, wie diese mit ihrem kleinen Bruder umgehen. Aber nicht 24 Stunden und 7 Tage die Woche. Ich bin auch unfassbar traurig und natürlich bin ich enttäuscht und wütend. Manchmal hoffnungslos und es „einfach leid“ zu sehen, was er einfach nicht kann. Und ich schreibe bewusst „nicht kann“ und lasse das „noch“ weg an dieser Stelle. Weil doch niemand sagen kann, wie weit er noch aufholen wird. Und weil ich es darf. Weil ich einfach traurig bin, dass wir zB nicht einfach mal Nachmittags zum Kinderturnen gehen. Oder mal eben den …

Vom Brei zur Pommes.

Vom Brei zur Pommes. Für uns ein weiter Weg. Der Kleine ist eins der Frühchen, die schlecht essen. Durch die lange Zeit, in der er intubiert war und dazu über die Magensonde ernährt wurde, ist sein Würgereiz sehr ausgeprägt. Da verliert man schnell den Spass am Essen. „Hunger“  kennt das Frühchen nicht, hat er nie gehabt. Ausserdem sind die ersten Erfahrungen, die der Klitzekleine rund um seinen Mund gemacht hat, nicht unbedingt die Schönsten gewesen. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich schon einmal kurz bei Instagram darüber berichtet, dass das Thema Essen mich sehr beschäftigt. Damals hat der Kleine fast ausschliesslich fertigen Griessbrei zu sich genommen. Alle anderen Versuche ihm irgendwas an Nahrung zu geben war ohne Erfolg. Während andere Kinder in seinem Alter damals bereits am Brötchen knabberten, bei uns absolut undenkbar. Alles musste fein püriert sein, Stücke durften gar keine dabei sein. Und wenn dann doch mal ein Stückchen dabei, dann wurde sich verschluckt und gewürgt. Neue Dinge ausprobieren? Auf keinen Fall. Immer wenn es darum ging, dass der Kleine was essen …

Ich: Angsthase

Seit ich Mutter bin, nein, seit ich das erste Mal wusste, dass ich schwanger bin, habe ich in mir drin diese Angst und die Sorgen. So eine Grundangst um das Wohl des Kindes die immer da ist. Während der ersten Tage auf der Intensivstation mit dem Klitzekleinen, erklärte ein Arzt mir, dass er gut verstehen kann, dass ich Angst habe und mir Sorgen mache, um das Kind im Inkubator vor mir. Meine Antwort damals war: “ Ich hab seit 19 Jahren Angst und mach mir Sorgen um mein Kind. Um jedes meiner Kind.“ Um den ganz Grossen wenn er Nachts mit Freunden unterwegs ist. Ich bin froh, wenn ich weiss, dass er gut wieder daheim angekommen ist. Ich hab Angst um die Mädels, wenn sie morgens zur Bahn gehen. Angst, dass sie wieder verbotenerweise das Handy in der Hand und vor Augen haben und die ankommende Bahn nicht sehen. Der Mittlere fährt mit dem Rad zur Schule, ist auch abends später mit dem Rad auf dem Heimweg…hat er Licht dabei, wird er eventuell angepöbelt? Diese …

Das ganze Kind hat so viele Fehler

Zerbrechen wir an dem Wissen, das wir uns gewünscht haben? Sandra Schulz ist in der 13. Woche schwanger, als sie nach einer Blutuntersuchung einen gefürchteten Satz hört: «Ich habe leider kein komplett unauffälliges Ergebnis für Sie», sagt ihr die Ärztin. «Ein Schicksalsschlag», sagt ihre Familie. Sandra Schulz denkt: Redet nicht so über mein Kind! Sie kämpft um ihre ungeborene Tochter, doch heimlich nennt sie das Wunschkind, das plötzlich keines mehr ist, eine «halbe Sache» und fragt sich, ob sie ein behindertes Kind lieben können wird. Lange hat mich kein Buch mehr so berührt wie dieses Buch. Nicht nur, dass Sandra Schulz ihre Erfahrungen im gleichen Zeitraum erlebt hat, wie ich es tat. Nein, es gibt so unfassbar viele Parallelen zu meinem eigenen Leben, zu meiner eigenen, komplizierten Schwangerschaft, in der auch wir die Entscheidung treffen mussten, was wir dem Kind zumuten können und womit wir selber werden leben können. Dieses Buch ist basiert auf den Tagebucheintragungen und lässt einen teilhaben, an einer Schwangerschaft die so ganz anders ist. An den Zweifeln die man hat, ob …