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Wenn das Herz bis zum Hals schlägt

Anderthalb Stunden sind vorbei und wir stehen vor den Aufzügen, die uns nach oben zum OP Bereich bringen sollen. Im Spiegelbild des Fahrstuhls kann ich an der Bewegung meines T-Shirts tatsächlich mein Herz schlagen sehen.  Das ist die zweite OP in seinem kleinen Leben. Und ich weiss jetzt schon, sowas wie Routine oder Gewohnheit, dass werde ich nicht entwickeln. Je länger er bei uns ist, je mehr Zeit ich mit ihm verbringe, ihn zusammen mit seinen Geschwistern rumalbern sehe, ihn bei mir habe, desto grösser scheint die Angst um ihn zu werden. In meinem Kopf läuft vor lauter Angst einfach alles durcheinander. Je mehr ich auch nur versuche ruhig zu bleiben, sachlich und vor allem auch realistisch, desto weniger klappt das. Mein Drang, auf alles vorbereitet zu sein, die Kontrolle über jede auch nur erdenkliche Situation zu behalten, lässt mich auch jede mögliche Situation im Kopf vorbereiten. Um mich herum könnte die Welt zusammen brechen, ich bleib stehen, meine eigenen Gefühle sind unter dem abarbeiten der notwendigen nächsten Schritte begraben und erst wenn alles gelaufen …

Wir helfen! 

„Wenn wir euch helfen können, sagt Bescheid!“ – ich glaube es gibt niemanden der uns in den letzten Wochen nicht mind einmal Hilfe angeboten hat. Egal ob Haushalt, Einkaufen, Kinderbetreuung, Laden… Und mehr wie einmal hab ich mich ausgeheult dass mir alles zuviel ist und auch mehr wie einmal hab ich an eine unserer treuesten Kundinnen gedacht, die, als sie erfuhr dass ich schwanger bin, nur sagte : „Lad dir dein Lebensböötchen nicht zu voll.“ Mehr wir einmal hab ich mich mit dem Daddy in der Wolle gehabt, weil alles nicht so rund läuft oder auch gar nicht läuft. Er macht und tut – auf seine Art und Weise und oftmals vergesse ich vor lauter Trubel und Müdigkeit und Genervtheit, dass er doch im selben Boot sitzt. Und doch fahre ich abends auf dem Heimweg einkaufen. Ich falte morgens die Wäsche, ich sauge und wische. Mittlerweile bin ich morgens wieder mit bei den Kindern und Pausenbroten. Ich schaue wieder über die Hausaufgaben und lerne im 4. Durchgang die mir schon bekannten Matheaufgaben. Viele kleine Baustellen …

Vom stillen und pumpen.

Diesen Blog schreibe ich einhändig. Den während ich schreibe, arbeitet meine Freundin Medela. Die elektrische Milchpumpe. Handpumpe ist doof, da hab ich dann gar keine Hand frei und kann nicht mal die Gala umblättern 😉 Das Kleine hier bekommt ausschließlich Muttermilch. Er ist „voll auf Nahrung“, bekommt also nichts anderes. Die Klinik ist mehr als stillfreundlich, zumindest im Perinatalzentrum ist Muttermilch absolut der Favorit. Wer da nicht pumpt ist schon wirklich eine große Ausnahme. Stillen kann ich. Meine Tochter habe ich ein Jahr gestillt – entspannt also habe ich das Abpumpen begonnen. Sofort nach dem Kaiserschnitt wurde das erste Mal gepumpt, auf Station bekam ich am nächsten Morgen das erste mal im Leben eine Pumpe inkl kurzer Einweisung und paar Tüten mit Pumpsets in die Hand gedrückt. Heute weiß ich das abpumpen für mich rein gar nichts mit Stillen zu tuen hat! Abpumpen ist nur Milch in die Flasche bringen, möglichst viel.  Beim Stillen ist das Baby ganz nah dran, man kann es sehen, anfassen, riechen… Auf Station kann man entweder in einem abgetrennten Bereich …

Kein Sekt, keine Blumen, kein Kind.

Uniklinik, Wöchnerinnen Station. Zimmer 204. Ein Einzelzimmer. Natürlich. Ich bin mir nicht sicher ob ich mich darüber freuen soll. Schon cool und deutlich besser als das 4-Bett Zimmer der letzten Tage davor ist es. Oder ob ich traurig sein soll, rechnet man doch offensichtlich nicht damit, dass mein Sohn überleben wird. Es ist das Zimmer für die Eltern, die ihre Kinder still bekommen Das Wissen behalte ich für mich. Und zwar so sehr für mich, dass ich selber nicht mal mehr daran denke. Auf dem Flur im Müll liegt ne Sektflasche. Viel mehr ist da nicht. Mein Zimmer liegt abseits der anderen Zimmer. Einmal um die Ecke rum, an den Büros vorbei und beim Lager links. Geht man den Weg zurück, danun sieht es anders aus. Überall strahlende, handytelefonierende Väter. Mütter schieben kleine Babys ins Babyzimmer zum wickeln und wiegen. Dort auf dem Flur gibts auch Wasser und Tee. Und Blumenvasen. Ich muss also so oder so dahin, will ich Tee, Obst oder Wasser haben. Ich bring meine mühsam abgepumpten Milchtropfen in den Kühlschrank ins Babyzimmer. Davor hängt …