Nach mehr als 5 Jahren schaue ich alte Handybilder an, sehe mich darauf noch schwanger, ein Ultraschallbild, das erste Bild des Kleinen. Fast zeitgleich erreicht mich per Mail die Geschichte einer Mutter, die gerade aktuell neben ihrem Frühchen auf Station sitzt. Sie fragt mich, ob ich damals auch solche Angst hatte….
Ich weiß nicht, ob ich genau solche Angst empfunden habe. Aber ich weiß, ich hatte sehr große Angst. Ich hatte morgens Angst, wenn ich die Station und das Zimmer betreten habe. Angst davor, dass die Nacht schlecht war, dass eine neue Baustelle dazu gekommen ist. Angst vor schlechten Nachrichten.
Ich hatte Angst vor jeder Visite. Jeder Untersuchung. Den Kloß im Hals, den Druck, beides habe ich immer gespürt. Ich erinnere mich an viele viele Tränen auf dem Flur sitzend, meine Schwester via WhatsApp an meiner Seite. Manchmal war der Kloß so groß und der Druck so fest, da halfen nur noch Tränen um die Anspannung los zu werden und wieder atmen zu können.
Ich hatte Angst um mich. Das klingt egoistisch. Aber die Angst um das Leben meines kleinen Sohnes, war auch eine Angst um mich. Wieviel halte ich aus. Wieviel kann ich verkraften. Wann bin ich am Ende. Wann hat mich die Angst kaputt gemacht. Und was würde dann sein, mit mir und meinem Leben. Wird man wieder heile?
Fünf Jahre ist das her. Ich bin noch da. Mehr oder weniger heile. Der Kloß im Hals ist auch noch da. Die Angst auch. Nicht mehr rund um die Uhr und nicht mehr so wie damals. Es gibt viele unbeschwerte Momente. Aber ich habe ordentliche Schrammen und Narben davon getragen. Ich halte nicht mehr so viel aus, wie vor fünf Jahren. So habe ich Routineuntersuchungen nach der Klinikzeit viel viel einfacher in Erinnerung. Jetzt, wo die Abstände größer werden, bin ich nicht mehr so taff und routiniert dabei. Die Angst kriegt mich viel schneller. Ob das besser wird? Anders? Keine Ahnung.
Hattest du große Angst?
Ja, die hatte ich.