Tests, Entwicklungsstudien, Tabellen und Kurven. Überall wird gemessen, verglichen und geprüft was das Zeug hält. Dauernd wird geguckt, ob die Kinder den Maßstäben entsprechend entwickelt sind. Und immer wieder wird damit doch auch irgendwie, deine Leistung als Mutter mit geprüft, oder? Mache ich das Richtige und mache ich es oft genug und alles zur richtigen Zeit?
Keine Angst, das wird kein Artikel darüber, dass ich solche Kurven, Tabellen und Tests furchtbar finde und darunter leide, dass man mir sagt, wie sehr mein Kind doch nicht in die Norm passt. Dass das so ist, dürfte eigentlich jedem Mitleser hier klar sein.
Mein Kind passt in keine Kurve, keine Statistik und wir haben innerhalb des gelben
U-Heftes nicht einmal ein Kreuz auf einer Linie – nicht einmal in die Nähe einer Kurve kommen wir. Ich bin schon froh, dass wir überhaupt innerhalb des gesamten Diagramms einen Platz haben. Ist halt kein Durchschnitt dieses Kind.
Wenn ich dann Mütter reif geborener Kinder höre oder lese, die sich Gedanken und vor allem Sorgen darüber machen, dass ihr Kind sich nicht mit 16 Monaten schon hinstellt und in ganzen Sätzen sagt, dass es jetzt gerade mal aufs Töpfchen muss, die vor einer U-Untersuchung regelrecht in Panik geraten und alles dran setzten, dass „wir nicht bei der U7 durchfallen“…. – Ja dann, dann frag ich mich, warum denke und fühle ich hier so anders? Vermutlich bin ich einfach zu alt?
Zu alt, um heute Mutter eines Kleinkinds ( #toddler in Instadeutsch) zu sein. Oder es liegt einfach daran, dass ich und mein Sprössling nicht dazu gehören. Wir haben diese Angst vorm Durchfallen und Nichtkönnen nicht. Ich habe eigentlich immer gedacht, dass liegt daran, dass ich ein Kind habe, was eh nicht in der Norm liegt und dass eventuell auch nie wird. Zumindest nicht innerhalb des gelben U-Heftes. Wir fallen seit der ersten Seite quasi durch. Immer. Bei jeder Untersuchung ein Kreuz in dem Kästchen: nicht altersgerecht entwickelt. Zu klein, zu leicht, kann keine Spirale malen, läuft noch nicht, der Pinzettengriff zu unsicher… (Was muss das für ein Kind sein?)
Aber das ist es nicht. Es ist nicht die Tatsache, dass ich ein Frühchen habe. Das eh so anders ist. Das liegt an mir, das ist in mir. In mir ist diese Ruhe, dieses Alles-ist-gut-Gefühl. Ich vertraue mir. Vertraue meinem Gefühl und meinem Instinkt. Und nein, ich mache mir überhaupt keine Sorgen um mein Kind und seine Entwicklung. Nennt man das Urvertrauen? Ich weiss es nicht genau. Aber ich empfinde eine ganz normale U-Untersuchung und vor allem das Ergebnis einer dieser Untersuchung, nicht unbedingt als so etwas wie ein Zeugnis. Eine Bewertung für mein Kind und vor allem für mich als Mutter. Dann wäre ich “ schuld“ wenn wir beide durchfallen?
Braucht man als Mutter die Bestätigung alles richtig gemacht zu haben?
In dem Moment wo mein Kind, egal welches Alter es hat, seine Arme um mich legt, zu mir kommt wenn es nicht weiter weiß, Trost, Schutz und Bestätigung sucht, seinen Frust bei mir los wird oder einfach nur mehr Taschengeld braucht. Ist das nicht die Bestätigung? Wenn man mich nachts um drei anruft und ich mit dem Kind wenig später in der Notaufnahme sitze wegen einer Platzwunde… Es gibt mir soviel mehr, als die Tatsache, dass im U-Heft alle Kreuze an der richtigen Stelle sitzen. Und es ist vollkommen egal, ob nun mit 2 Jahren oder mit 3 Jahren windelfrei. Fragt mit 16 Jahren, nachts um drei in der Notaufnahme kein Arzt nach.
Für mich ist eine U-Untersuchung immer noch eine normale Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt. Zum Wohle des Kindes und dessen Gesundheit. Es ist kein Termin für mein Ego und kein Zeugnis darüber, wie gut ich als Mutter die Entwicklung meiner Kinder im Griff habe. Also kein „Durchfallen“ für mich und mein Kind und ne neue Plakette wie beim TÜV gibts auch nicht.
So seh ich das. So ist es bei mir. Vielleicht doch eine Frage des Alters? Obwohl… das war bei den anderen Kindern auch schon so. Wahrscheinlich war ich damals dann einfach zu jung?!