Ich sitze im Wintergarten, trinke ein Glas Weisswein und schaue nach draussen. Der Kleine liegt auf einer Decke und spielt auf der Terrasse, der Daddy im Liegestuhl daneben, ein Buch neben sich und das Handy in der Hand. Bis auf das Handy in der Hand ein schönes Bild, dass mich lächeln lässt und glücklich macht. Und doch hab ich seit Tagen immer wieder eine Frage im Kopf: “ Wieviel hält eine Liebe aus? Wieviel schafft man als Eltern ohne sich selber zu verlieren?“
Wir beide haben ein Baby. Wir Zwei. Ungeplant und doch habe wir uns wahnsinnig über ihn gefreut. Was für ein Glück noch einmal das alles erleben zu dürfen. Wir beide zusammen noch einmal ganz am Anfang.
Wir beide, das war immer Liebe und zwar die ganz Grosse. So eine, die keine Worte braucht. Unser Ziel war immer jeden Abend zusammen einzuschlafen. 11 Jahre sind wir mittlerweile ein Paar und ich hätte schwören können, dass absolut nichts aber auch gar nichts unserer Beziehung etwas anhaben kann. Dafür haben wir schon genug erlebt.
Letzte Woche, während unseres Aufenthalts im Krankenhaus, lag im Nachbarzimmer ein Kind von etwa 5 Jahren, auch ein Frühchen, mit vielen Baustellen allerdings. Seit Wochen schon waren die Eltern abwechselnd bei ihrem Kind, einer Nachts und einer tagsüber. Am Abend vor der OP, nach dem wochenlangen Aufenthalt dort, haben sich die Eltern unglaublich gestritten. Sich angeschrien, geweint, geflucht, sich gegenseitig verletzt…. die Nerven bei beiden lagen so blank. In dem Moment konnte man einfach nichts anderes machen, irgendwo musste all die Anspannung, die Angst und die Traurigkeit hin. Wir sassen neben an im Zimmer und wir hatte einfach nur vollstes Verständnis.
Seit diesem Abend, frage ich mich aber immer öfter, wie hält man das als Paar aus? Halten wir das aus? Und wenn ja, wie lange noch und wieviel? Und was wäre dann?
Verändert hat sich soviel zwischen uns. Aus der Ohne-Worte-Beziehung ist eine Red-mit-mir- Beziehung geworden. Red mit mir, sei bei mir und nimm mir doch bitte was ab, nur leider funktioniert das so überhaupt nicht. Wir leben offensichtlich doch die klassische Rollenverteilung: Ich mach mir nen Kopf um alles und jeden, vor allem Gedanken über ungelegte Eier und der Daddy sagt „nö, da ist nix.“ :-)) Und dann sind da die Tage, da könnte ich ihn nur noch anschreien: Leg endlich das Handy weg, schau mich an. Schau uns an und bitte sag mir mal das alles gut werden wird.
Der kleine Kerl ist unser grösstes Glück. Für unsere Beziehung ist er die grösste Herausforderung die wir bisher hatten.