Allgemein, Storie
Kommentare 4

Weltfrühchentag_2

Mein erster Weltfrühchentag. Man trifft sich in der Klinik, die Schwestern backen Waffeln, es gibt kleine Teddys für jedes Baby und Fotos werden gemacht zum sofort- auch – mitnehmen.

Viele Schwestern und auch Ärzte sind gekommen. Kaffeeklatsch und Spielecke mit kleinen Kinderstühlen. Es ist unglaublich warm und laut, es sind viele viele Eltern mit ihren Frühchen da. Schon im Eingang haben wir ein Bärchen im Arm und ein Foto von Klitzeklein und mir wird gemacht. Ich sehe darauf aus wie ein dickes, strahlendes Honigkuchenpferd mit hochroten Wangen und Doppelkinn.
Zeit sich mal endlich um meinen After-Babybody zu kümmern ist mit einer meiner ersten Gedanken da. Nächstes Jahr sitzen wir in der Spielecke und ich weiß jetzt schon dass ich bis dahin unbedingt wieder in Form sein sollte, sonst habe ich nach einem Nachmittag auf den kleinen Stühlen auch Termine bei der Physio.

Da backen die Schwestern für uns Waffeln, ein bisschen verkehrte Welt finde ich. Ich stehe doch tief in ihrer Schuld. Sie haben doch auf mein Baby aufgepasst und da weitergemacht wo mein Körper nicht mehr konnte. Das ist total komisch, alle freuen sich so unheimlich dass man da ist. Klitzeklein ohne Sauerstoffbrille und Magensonde und in adäquater Grösse sogar 😉 Als hätte man etwas unglaubliches geleistet.

Ich finde ich habe am allerwenigsten getan, das Klitzeklein am meisten… und Schwestern, Ärzte und selbst die ich-brauche-sie-bestimmt-nicht-ach-vielleicht-doch- Psychologen haben da wirklich allen Grund mit stolz auf die Kinderschar zu schauen, von denen bestimmt das ein oder andere ohne ihren Einsatz, nicht da wäre wo es heute ist. Nächstes Jahr backe ich.

Und dann so viele Frühchen auf einmal, von ganz jung und ganz klein bis schon älter. So viele kleine Brillen und kleine Hörgeräte in einem Raum. Ich hab bisher ja nie Kontakt gehabt mit Frühchen und schon gar nicht mit älteren, ich habe auch noch nie soviel kleine, zierliche Kinder auf einmal gesehen.

Ich bin nicht geschockt, vielleicht hat mich die geballte Ladung einfach kalt erwischt, ich bin desillusioniert. Bisschen betriebsblind geworden die Mutti. Als wenn ich nicht wüsste, dass viele Frühchen Probleme mit den Augen haben, und wenn, dann trägt man ne Brille. Und wenn man schlecht hört, dann ein kleines Hörgerät. Und bei alle dem was einem sonst noch passieren kann, ist das ja eine Kleinigkeit. Eine minimale Einschränkungen vielleicht. Die ganzen Kinder leben, auch dank Medizin und Technik. Und es gibt soviel Hilfsmitte und Fördermöglichkeiten heutzutage. Gott sei Dank.

Und ich bin unendlich dankbar dafür dass mein Baby lebt und wir heute hier sein können. Aber darf ich eigentlich bei aller Dankbarkeit für das Leben nicht auch Dinge doof finden?  Immer messe ich alles daran ab. An dem am-leben-sein. Ich glaube soglangsam, dass ich mir das mal abgewöhnen sollte. Zumal nichts, aber auch gar nichts dagegen ankommen wird. Sonst stehe ich später noch beim Elternsprechtag und höre mich sagen: „ja aber wir sind froh dass er lebt“…

Ich finde es traurig, wenn so kleine Kinder schon einen Helm tragen müssen, eine Brille, ein Hörgerät, einen Peg oder einen künstlichen Darmausgang haben. Und natürlich möchte ich nichts davon für Klitzeklein. Aber aussuchen kann sich das schliesslich keiner und vor allem gehört es zum Leben dazu.

Weltfrühchentag. Waffeln und Kuchen von Schwestern und viele kleine, starke Menschen. Es hat mich sehr berührt.

4 Kommentare

  1. Kathrin sagt

    Wir waren auch da. Die Teddys, die Fotos und die Waffeln. Auch alles Teil meiner Erinnerungen. Danke fürs Stark sein.

    Like

  2. Heike sagt

    Wie schade, zu unserer Zeit (vor 20 Jahren) gab es das so alles noch nicht. Ich hätte mir sehr gewünscht andere – so kleine Frühchen – zu sehen

    Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s